Seinen ersten Fotoapparat, eine kleine Altissa Box, bekam unser Timeline-Fotograf Winter Mitte der 50er Jahre. Während seiner Schulzeit in Göttingen und München lernte er dann, in den Dunkelkammern mit Fotochemikalien umzugehen, während er Ende der 60er Jahre, kurz vor dem Abitur, zu Weihnachten den ersten Apparat mit Nachführbelichtungsmesser – eine Dacora super Dignette – geschenkt bekam. Sein lang gehegter Wunsch nach einer eigenen Dunkelkammer ging bereits während seines Medizinstudiums in Berlin in Erfüllung und Ende der 70er Jahre hatte er endlich das Geld zusammen, um sich einen Traum zu erfüllen – eine Messsucherkamera.
Wie man bereits erahnen kann, beschäftigt sich Thomas Winter – so sein bürgerlicher Name – bereits seit seiner Kindheit mit der Fotografie: Es war und ist ein Hobby, das ihn seitdem nicht mehr losgelassen hat. Seine Themen sind übrigens bis heute, neben der üblichen Familienfotografie, Städte, Architektur, Landschaften, das Zusammenwachsen der BDR und DDR und vor allem: Eisenbahnen. In seiner Jugend machte Winter mit einem Freund von Westberlin aus häufig sogenannte „Dampflokjagden“ in die DDR, was seine Stasiakte später auch minutiös wiedergab: „…reist mit viel Fototechnik ein, in die Kreise Saalfeld, …“.
Als er einmal in Stendal von der Volkspolizei aufgehalten worden war, weil er ein Fotografieverbot missachtete, begann er, sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen der Fotografie zu beschäftigen. Von Westberlin aus an die Gesetze heranzukommen war allerdings gar nicht so einfach: Ein Fernleihe-Antrag über die Bibliothek der FU Berlin verlief erfolglos, doch nach einem Suchlaufantrag in der DDR und weiteren neun Monaten bekam er endlich die Fotokopie der einschlägigen Gesetze von der Verkehrshochschule Dresden zugesandt. Die trug er bei seinen weiteren Exkursionen stets bei sich, um nicht noch einmal in den kritischen Fokus der Volkspolizei oder anderen ostdeutschen Institutionen zu geraten. In der Wendezeit nutzte er außerdem jede dienstfreie Stunde, um das Unfassbare des Wiederzusammenwachsens zweier Stadthälften zu dokumentieren. Viele dieser Projekte sind heute noch nicht abgeschlossen, aber immerhin machte er viele Bilder, die die Anfänge des Zusammenwachsens zeigen.
Nachdem Thomas Winter auf der Leipziger und Frankfurter Buchmesse mit der Süddeutschen Zeitung – seit Jahrzehnten die Tageszeitung seiner Wahl – ins Gespräch kam, war ihm ziemlich schnell klar, dass Timeline Images der richtige Ort ist, um seine wichtigsten Bilder zu erhalten und zu präsentieren. Wir finden, dass das die richtige Entscheidung war: Mit seiner ausführlichen Dokumentation des Nahverkehrsnetzes in der Nachwendezeit stellt er vor allem für (Berliner) Technikfans eine außergewöhnliche Sammlung bereit, doch auch seine anderen Aufnahmen sind von großer zeithistorischer Relevanz. Wir freuen uns schon auf weitere Digitalisate, die Thomas Winter hoffentlich bald mit uns teilen wird.
Hier finden Sie alle Bilder unseres Users Winter auf Timeline Images.
In unserer Blogserie „Unsere Fotografen“ stellen wir regelmäßig besonders aktive Bildanbieter mit beeindruckenden Fotosammlungen auf Timeline Images vor.
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