Familie mit Löwenbaby, 1941

Beschreibung:
Ein Mann mit seiner Schwester, seinem Sohn und einem Löwenbaby im Arm bei einem Erinnerungsfoto im Berliner Zoo.
Datum:
14.08.1941
Land:
Deutschland
Ort:
Berlin, Berlin
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Geschichten und Kommentare zum Bild:
Aehle
am 8.1.2015
Am Donnerstag, 14. August 1941, - wenige Wochen nach meinem zweiten Geburtstag – besuche ich mit meinem Vater und seiner Schwester den Berliner Zoo. Sie kümmerte sich damals um unseren Haushalt stellvertretend für meine Mutter. Die lag hochschwanger in einer Berliner Klinik und sollte einen Tag später am 15. August ein gesundes Mädchen zur Welt bringen: meine Schwester Ulla, die in ihrem Wesen bis heute dem August-Sternbild des Löwen alle Ehre macht.
An jenem 14. August sollten wir für das Erinnerungsfoto unseres Zoo-Besuches ein kleines Raubtier in unserer Mitte halten und ich meine, das haben wir gut hinbekommen. Heute dürfen derartige Fotos wegen der Tierschutzbestimmungen, die es damals noch nicht gab, nicht mehr gemacht werden. Es ist nicht überliefert, wer von den Abgebildeten da mehr Angst als Vaterlandsliebe gehabt hat – der kleine Zottelkerl oder wir Menschen.
Vaterlandsliebe: die deutsche Jugend im Dritten Reich sollte mutig, selbstbewusst und „hart wie Kruppstahl“ ihren Weg in die Welt nehmen. Da passte ich als Zweijähriger mit diesem Löwenbaby gut ins Bild. Mitte August 1941 dauerte der Zweite Weltkrieg schon fast 2 Jahre, aber für die Berliner war die Front in allen Himmelsrichtungen noch weit entfernt. Alle, die nicht aus dem politischen und rassistischen Koordinatenkreuz der Nazis herausfielen, genossen jene Sommertage und dazu gehörte wohl auch unsere Familie. Die hier Abgebildeten ahnten nicht, welche Gräuel schon bald auch über sie hereinbrechen werden im Fortgang des Krieges. Was da meine kindliche Seele verletzte, sucht mich jetzt im Alter immer noch heim.
Am 4. Februar 1945 flüchtete unsere Mutter mit ihren beiden Kindern aus Berlin nach Westen vor der anrückenden Kriegsfront aus dem Osten.
In einem westfälischen Dorf erhielten wir ein kleines Zimmer und mussten die misstrauischen Blicke der eingesessenen Bauern ertragen.
Heute sind wir in Kassel befreundet mit einer syrischen Familie, die ihre Not nach Deutschland gebracht hat.
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